27. Mai 2024

Milchprodukte sind eine wichtige Nährstoffquelle – und ein großer Kohlenstoffemittent. Erfahren Sie, wie DeLaval und Tetra Pak Landwirten und Lebensherstellern helfen, ihre CO₂-Emissionen zu reduzieren.

„Als ich 19 war, wollte ich die Welt verändern. Ich ging nach Peru, wo mich das Wasser sehr krank machte. Also entschied ich mich, Bioingenieurwissenschaft zu studieren, um den Menschen zu helfen, sauberes Wasser zu bekommen. Viele Jahre lang habe ich alles Mögliche getan, aber jetzt fühlt es sich so an, als hätte ich endlich den Job bekommen, den ich wollte, als ich 19 war.“

Nicole Uvenbeck ist sehr glücklich mit ihrem Job als Leiterin des kürzlich gegründeten Factory Sustainable Solutions Teams bei Tetra Pak. Eine der wichtigsten Fragen, die sie zu beantworten versucht, lautet: „Ist es möglich, die Kohlenstoffbilanz von Molkereien durch effizientere Fabriken zu verbessern?“

Wir werden später noch einmal auf Nicole zurückkommen, um herauszufinden, wie sie genau das erreichen will, aber lassen Sie uns zum eigentlichen Ausgangspunkt zurückkehren: die Kühe auf dem Bauernhof.

Weidende Kühe

Gesunde und glückliche Kühe leben länger und produzieren mehr Milch

DeLaval stellt Maschinen für die Milchwirtschaft und die Landwirtschaft her und bietet digitale Lösungen und Beratungsdienste an, die Landwirten helfen, die Milchqualität, das Wohlergehen der Tiere und die Umweltbilanz der Milchwirtschaft zu verbessern. Für Cecilia Bågenvik, Vice President of Animal Intelligence & Welfare Solutions bei DeLaval, ist das Wohlergehen der Kühe von entscheidender Bedeutung.

„Bei der artgerechten Haltung von Kühen geht es nicht nur darum, dass sie ein angenehmes Leben führen. Sie hilft auch, qualitativ hochwertigere Milch zu produzieren – und letztendlich Milchprodukte mit einer verbesserten Kohlenstoffbilanz“, sagt Cecilia.

Studien deuten darauf hin, dass das Wohlergehen der Kühe mit einer höheren Lebenserwartung und Produktivität der Kühe verbunden ist. Im Wesentlichen leben gesunde und glückliche Kühe länger – und produzieren mehr Milch. Das bedeutet gleichzeitig auch weniger Methanemissionen pro kg produzierter Milch und eine verbesserte Kohlenstoffbilanz.

„Wenn Sie eine Kuh als Produktionseinheit betrachten, dauert es Jahre, bis sie zu einer Milchkuh wird. Bis dahin verströmt sie jede Menge an Methan und Ammonium. Sie wollen diesen Zeitraum so kurz wie möglich halten, denn es geht darum, so viel Milch wie möglich von so wenigen Tieren wie möglich zu erhalten“, sagt Cecilia.

„Bei der artgerechten Haltung geht es nicht nur darum, dass die Kühe ein angenehmes Leben führen. Sie trägt auch dazu bei, qualitativ hochwertigere Milch zu produzieren – und letztlich auch Milchprodukte mit einer verbesserten Kohlenstoffbilanz.“

Eine digitale Lösung, die das Herdenmanagement erleichtert

Joanna Daugaard, Senior Advisor, Sustainability Business Development in Digital Services, hat mit Cecilia an einer Lösung für das Herdenmanagement und anderen Bereichen wie Predictive Health gearbeitet, die Landwirten helfen, einen Überblick über ihre Kühe zu bekommen, um so effizient und produktiv wie möglich sein zu können.

„Wir haben eine Lösung zur Verhaltensanalyse entwickelt, um das Herdenmanagement zu verbessern. Sie misst, wie es den Kühen geht und erkennt zum Beispiel, wenn sie krank werden“, sagt Joanna. „Sie kann auch den Fortpflanzungszustand einer Kuh messen. Angenommen, die durchschnittliche erste Trächtigkeitsdauer auf einer Farm beträgt 26 Monate und wir können diese auf 24 Monate senken, dann bedeutet das zwei Monate mehr Produktivität und weniger Emissionen“, sagt Joanna.

Mann sitzt neben den Kühen

Effizientere Milchverarbeitung mit Upgrades 

Julia Ehrnberg arbeitet mit den Nachhaltigkeitslösungen bei Tetra Pak. Sie ist Teil des Services-Teams, das Kunden bei ihren installierten Verarbeitungs- und Verpackungsanlagen unterstützt und sich auf die Optimierung und Verbesserung von Produktivität, Rentabilität und Nachhaltigkeit konzentriert.

Oftmals besteht der Service in der Bereitstellung spezifischer Komponenten und Upgrades für Verarbeitungs- oder Verpackungslinien. Lösungen zur Wasserfiltration können den Wasserverbrauch reduzieren, Upgrades zur Energiereduzierung sind für verschiedene Gerätetypen erhältlich, und die Reduzierung von Mischphasen hilft Kunden, Produktverluste beim Wechsel zwischen Wasser und Produkt zu minimieren. 

„Wir können Teil des gesamten Entwicklungskonzepts sein, von der Planung einer neuen Fabrik über die Gestaltung und die Entscheidung über die Installation von Geräten, um die Produktion so effizient und nachhaltig wie möglich zu gestalten.“

„Wenn eine neue Abfüllmaschine, eine neue Verarbeitungsanlage oder ein neues Fabrikdesign eine beträchtliche Investition darstellen, kann die Aufrüstung einer bestehenden Anlage kostengünstiger sein und gleichzeitig die Nachhaltigkeitswerte verbessern“, ergänzt Julia. „Viele unserer Kunden sind klein und können nicht in große Anlagen investieren. Doch schon kleine Upgrades können ihnen helfen, viel zu sparen. Dazu muss man wissen, dass einige Upgrades den Wasserverbrauch in Abfüllanlagen um bis zu 95 % reduzieren“, verrät uns Julia und fährt fort:

„In einigen Fällen helfen wir unseren Kunden, ihre Abläufe aus einer End-to-End-Perspektive zu bewerten. Wir sehen uns ihre Anlagen und Werke an, um ihre spezifische Situation zu verstehen und ihnen mit maßgeschneiderten Plänen zu helfen, sich kurz-, mittel- und langfristig zu verbessern“, schließt Julia.

Einen Schritt weiter gehen und seine Fabrik so nachhaltig wie möglich gestalten

Zusammen mit Nicole wurde das Factory Sustainable Solutions Team ins Leben gerufen, um Kunden zu helfen, die ihre Fabrik von Anfang an mit Blick auf Nachhaltigkeit gestalten wollen. 

„Wir können Teil des gesamten Entwicklungskonzepts sein, von der Planung einer neuen Fabrik über die Gestaltung und die Entscheidung über die Installation von Geräten, um die Produktion so effizient und nachhaltig wie möglich zu gestalten.“, sagt Nicole.

Kunden können zum Beispiel Umkehrosmose- und Nanofiltrationslösungen einsetzen, um Prozesswasser und CIP-Reinigungsmittel wiederzuverwenden. Und dann wird der Fokus verstärkt auf Energiequellen gelegt.

Mann in einer Tetra Pak Fabrik

So viel Energie wie möglich zurückgewinnen und wiederverwenden 

„Der Wechsel zu erneuerbaren Energien ist so wichtig. Ungefähr 70 % des Energieverbrauchs der Milchindustrie entsteht durch die Erzeugung von Wärme in Form von Dampf. Dieser wird zum Beispiel für die Ultrahocherhitzung (UHT) benötigt. Dabei muss die Energie aber nicht aus fossilen Brennstoffen kommen“, weiß Nicole. 

„Ein Schritt in die richtige Richtung ist die Nutzung der Solarthermie, um einen Teil der fossilen Brennstoffe zu ersetzen. Ein weiterer Schritt ist die Wiederverwendung von Abwärme mit Hilfe von Wärmepumpen. Wärmepumpen sind eine neue Ergänzung unseres Portfolios. Diese können überschüssige Wärmeenergie aufnehmen und in das System zurückführen, sodass weniger neue Energie benötigt wird“, so Nicole.

„Wir sind ein wichtiger Akteur in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie, und ich möchte sehen, wie weit wir diesen Einfluss nehmen und andere in Sachen Nachhaltigkeit inspirieren können.“ 

Die Temperatur des Kondensats aus einem UHT-Prozess liegt bei etwa 50 °C. Das Kondensat wird jedoch oft verschwendet, weil es nicht heiß genug ist, um etwas zu erhitzen, und nicht kalt genug, um etwas zu kühlen.

„Eine Wärmepumpe kann es mit 50 °C aufnehmen, auf eine höhere Temperatur erhöhen und es dann wieder an das System zurückgeben. Wir hatten einen Kunden, der mit einem Wärmepumpenlieferanten zusammenarbeitete, um überschüssige Wärme aus Strömen zurückzugewinnen, die sonst verschwendet werden würde. Der Lieferant schlug vor, die Temperatur an bestimmten Stellen zu ändern, aber wenn man sich eine Verarbeitungslinie ansieht, ohne den Lebensmittelprozess zu verstehen, kann es sein, dass man es nicht richtig hinbekommt, und ich denke, da ist unser Fachwissen in der Verarbeitung entscheidend“, sagt Nicole.

Branchenzusammenführung in Zentren – und Arbeitsgruppen

Was Tetra Pak und DeLaval gemeinsam haben, ist das Bestreben, verschiedene Akteure in der Branche zur Zusammenarbeit zu bewegen, um wirklich nachhaltige Fortschritte zu erzielen.

Zu diesem Zweck hat sich Joanna in letzter Zeit auf das Milk Sustainability Center konzentriert, eine Partnerschaft von DeLaval und John Deere, die den Milchbauern helfen soll, nachhaltiger zu werden. Das Milk Sustainability Center hat sich zum Ziel gesetzt, Akteure zusammenzubringen und Fachwissen zu bündeln, um Landwirten umsetzbare Erkenntnisse zu vermitteln.

„Landwirte erzielen nur geringe Gewinnspannen und sind sehr betriebsorientiert. Sie sind also nicht diejenigen, die versuchen, herauszufinden, wie sie nachhaltiger werden können. Wir möchten, dass jeder in der Umgebung der Landwirte dazu beiträgt, die Landwirte zu unterstützen“, sagt Joanna.

Auf der Seite von Tetra Pak hebt Julia die Dairy Processing Task Force hervor. Dabei handelt es sich um eine Arbeitsgruppe, die sich zum Ziel gesetzt hat, den Milchsektor zu versammeln und die Dekarbonisierung der Milchverarbeitung voranzutreiben. Die Task Force untersucht, wie die Emissionen gesenkt werden können, ohne die Produktion oder den Nährwert zu beeinträchtigen.

Zwei Personen in einer Tetra Pak Fabrik

„Wir sind ein wichtiger Akteur in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie, und ich möchte sehen, wie weit wir diesen Einfluss nehmen und andere in Sachen Nachhaltigkeit inspirieren können. Es ist alles eine Frage der Einstellung. Ich möchte, dass jeder im Dienstleistungssektor, in der Verarbeitung und in den landwirtschaftlichen Betrieben immer über Nachhaltigkeit nachdenkt.“

Für Nicole ist die Motivation bereits da – so wie sie es von Anfang an war.

„Mit diesem neuen Job schließt sich für mich ein Kreis. Ich habe seit meinem 19. Lebensjahr, als ich davon träumte, Menschen zu helfen, einen langen Weg zurückgelegt. Jetzt verändere ich etwas mit Wärmepumpen, Lösungen zur Wasserrückgewinnung und solarthermischen Anlagen, und ich kann es kaum erwarten, zu sehen, was wir noch tun können, um etwas zu bewirken. Jetzt träume ich davon, alles für eine neue Fabrik liefern zu können, und denke mir neue Ideen aus, die die traditionelle Art der Milchproduktion in Frage stellen!“, fügt Nicole hinzu.

Möchten Sie mehr darüber erfahren, wie wir unseren Kunden helfen, die Milchverarbeitung zu verbessern? Lesen Sie diesen Fall, um mehr über die Zukunft der Milchproduktion zu erfahren.

Mehr Berichte aus unserer Welt