2016-07-27
SRI LANKA

Chancen für nachhaltige Entwicklung

Sri Lankas Bezirk Jaffna mag auf den ersten Blick nicht nach dem nächstliegenden Ort für ein Molkereizentrumsprojekt erscheinen. Auch wenn der Bürgerkrieg 2009 endete, waren die durch den Krieg erlittenen Schäden dieser früheren Rebellenhochburg 2013, als Tetra Laval erstmals sondierte, ob ein Arbeiten in dieser Region möglich sei, nach wie vor deutlich sichtbar. 

„Die Häuser waren mit Einschusslöchern und die Felder mit Landminen übersät”, so Bjorn Wille, Food for Development-Leiter des Projekts „Entwicklung und Ernährung”. „Die lokale Wirtschaft war ruiniert. Es gab keine traditionelle Mischwirtschaft in diesem Gebiet und wenig Fachwissen. „Die Bauern konnten auf ihrem Land zwar ein oder zwei Kühe halten, doch der Milchertrag war gering, und selbst wenn es einen Milchüberschuss gab, so existierte keine Infrastruktur, um diesen zu verkaufen.”

Dennoch sahen Bjorn und seine Kollegen bei Tetra Laval Food for Development eine Chance. „Es gehört zu meinem Job, das große Ganze zu sehen, also mache ich mich früh an die Arbeit und schaue mir die wirtschaftliche Lage an”, erläutert er. „Jedes von uns ins Leben gerufene Projekt muss nachhaltig sein, also muss ich den Milchpreis, die Kosten für Futter usw. berücksichtigen, um sicherzustellen, dass es sich sowohl für die Bauern als auch für unsere Kunden rentiert.”

Partner zusammen an einen Tisch bringen

Um eine Kuh herum stehende Personen

Nachdem festgestellt wurde, dass sich ein Projekt in Jaffna lohnen könnte, machte sich Bjorn daran, die Partner – also lokale Supermarktketten, den milchverarbeitenden Betrieb Cargills und die internationale Hilfsorganisation GIZ – an einen Tisch zu bringen. Andere Organisationen hatten zuvor bereits versucht, die Milchwirtschaft in dieser Region weiterzuentwickeln, ihnen fehlte es jedoch an einem Zugang zum Markt. Diese Lücke könnten Cargills und die GIZ füllen, die eine Kombination aus wettbewerbsfähigen Preisen und einem robusten Netzwerk an Sammelstellen plus die unerlässliche Aus- und Weiterbildung boten.

Wie immer bestand der erste Schritt darin, sich auf die Anhebung der Standards für die Viehhaltung zu konzentrieren. GIZ stellte einen Team an tierärztlichem Personal zur Verfügung, darunter ein Experte auf dem Gebiet der Rinderbesamung, der dazu beitragen konnte, den Bestand an Rinder zu erhöhen und die Zucht bei relativ geringen Kosten für die Bauern zu verbessern. Morgan Tinnberg, der International Dairy Expert von Food for Development, spielte ebenfalls eine bedeutende Rolle und arbeitete eng mit unerfahrenen Bauern zusammen, um deren Fachwissen bezüglich der Ernährung und Pflege von Kühen aufzubauen, um den Ertrag an qualitativ hochwertiger Milch zu erhöhen.

„Das Projekt war ein Segen”

Zwei Jahre, nachdem das Projekt ins Leben gerufen wurde, liefert es bedeutende Ergebnisse. Für Cargills bot es eine Möglichkeit, die Angebotsmengen in einem Land zu erhöhen, in dem die Nachfrage derzeit das Angebot bei Weitem übersteigt. Die Mengen steigen seit Projektbeginn stetig: von null auf 6.000 Liter pro Tag. Bjorn hebt hervor: „Wenn Mengen derart zunehmen, schaffen wir einen Mehrwert für den milchverarbeitenden Betrieb, da dessen Kosten für die Milchsammlung mit dem Anstieg der Milchmengen sinken”. Tatsächlich war das Projekt so erfolgreich, dass Cargills seinen Geschäftsbetrieb in der nördlichen Provinz deutlich ausbauen will. Alle drei Partner prüfen derzeit, wie sich eine größere Version des aktuellen Projekts am besten einführen lässt.

Auch die Vorteile für die Bauern liegen auf der Hand. Angesichts des deutlichen Ertragsanstiegs – der Reinertrag bei einer einzigen Kuh entspricht derzeit etwa 40 % des lokalen Durchschnittseinkommens – beschlossen einige von ihnen, in einen größeren Rinderbestand zu investieren und konnten dabei von zinsgünstigen Darlehen der Bank von Cargills profitieren. Eine Bäuerin fasst die Auswirkungen des Projekts für den Einzelnen und dessen Familien zusammen: Wir sind endlich in der Lage, auf unseren eigenen Füßen zu stehen und für unsere Kinder angemessen zu sorgen, ohne uns zu verschulden. „Für uns war das Projekt ein Segen.”