Bei der maßgeblichen Transformation globaler Lebensmittelsysteme1 werden Lieferketten für die Distribution bei Raumtemperatur eine entscheidende Rolle spielen. Die zweifache Herausforderung einer schnell wachsenden Bevölkerung2 und zunehmender Umweltsorgen unterstreicht die Notwendigkeit, mehr Menschen auf effizientere Weise mit sicheren und nahrhaften Lebensmitteln zu versorgen3. Aseptische Verpackungen, die eine lange Haltbarkeit ohne Kühlung ermöglichen, sind ein bewährter Teil der Lösung. Doch wie können sie mehr Menschen sicher und mit immer geringeren Auswirkungen auf den Planeten ernähren?
Die Auswirkungen des Klimawandels sind für die Lebensmittel- und Getränkebranche und die Verbraucher gleichermaßen unausweichlich. Die Welt beginnt, die unzähligen Zusammenhänge zwischen Verpackungen und Nachhaltigkeit zu verstehen. Da wir den gesamten Lebenszyklus der Verpackung betrachten, wägen wir jeden Aspekt der Verpackung ab, um bessere Lösungen zu finden. Von Kohlenstoffemissionen und Meeresverschmutzung bis hin zu Wassereffizienz und Kreislaufwirtschaft – alle Auswirkungen werden von der Materialzusammensetzung beeinflusst. Ein Verständnis dieses Themas kann Lebensmittel- und Getränkeherstellern daher dabei helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Verschwendung von Lebensmitteln, Vermüllung durch Kunststoff und Treibhausgasemissionen sind die drei größten Herausforderungen für unseren Planeten, welche die Verpackungsbranche jetzt bewältigen muss4. Aus globaler Sicht hat die Verschwendung von Lebensmitteln die größten Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit, während Treibhausgasemissionen am schwierigsten zu bekämpfen sind4. Die Branche hat sich jedoch verpflichtet, diese Probleme zu verringern – und Initiativen ergriffen. In der Zwischenzeit zwingen immer strengere Vorschriften die Branche dazu, mehr zu unternehmen – wenn auch in einigen Teilen der Welt in einem langsameren Tempo.
Was sich jedoch als eigentlicher Motor des Wandels durchsetzt, ist der Wille der Verbraucher4. Hersteller setzen sich ehrgeizige Ziele, um dem sich entwickelnden Verbraucherbewusstsein gerecht zu werden. Verbraucher sind vor allem besorgt über Umweltverschmutzung, Verschwendung von Kunststoff und die globale Erwärmung5. Es ist allgemein bekannt, dass der Einsatz von Kunststoff in Verpackungen reduziert und mehr für die Verringerung von Kohlenstoffemissionen getan werden muss.
Dies steht im Zusammenhang mit einem bedeutenden Wendepunkt in der Wahrnehmung von Verpackungen aus Kunststoff und Papier. Zum ersten Mal wird Karton gegenüber Glas als die umweltverträglichere Verpackung wahrgenommen5. Dies ist sicherlich ein wesentlicher Faktor für den aktuellen Trend zur Papiernutzung.
Vergleichsstudien zeigen, dass Kartonverpackungen aus Papier in den Segmenten Milchprodukte, Saft, Nektar und stille Getränke (JNSD)6 eine bessere Kohlenstoffbilanz aufweisen als Alternativen aus Kunststoff, Metall oder Glas. Im Durchschnitt besteht ein Tetra Pak® Karton zu etwa 70 % aus Papier. Dies macht Karton zu einem starken Verbündeten im Kampf gegen die globale Erderwärmung.
Wenn Papier aus Holzfasern aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern und anderen kontrollierten Quellen stammt, handelt es sich um einen vollständig nachwachsenden Rohstoff. Aus diesem Grund stellt es eine nachhaltige Alternative zu Materialien auf fossiler Basis oder aus endlichen Ressourcen dar. Darüber hinaus ebnet das Recycling von Papier den Weg für eine Kreislaufwirtschaft, in der Produkte entweder aus recycelten Materialien hergestellt werden oder recycelt werden können.
Obwohl Papier das Nachhaltigkeitsprofil der aseptischen Kartonverpackung maßgeblich prägt, liegt das Verbesserungspotenzial bei Kunststoffen und Aluminium. Da fossile Kunststoffe zunehmend durch pflanzenbasierte Produkte ersetzt werden, wird dieses Problem immer kleiner. Verpackungshersteller suchen daher nach kohlenstoffarmen Alternativen für die Aluminiumschicht.
Schon seit einiger Zeit stellen sich Spezialisten für aseptische Verpackungen die Frage, ob eine Barriere entwickelt werden kann, die Lebensmittel genauso wirksam schützt wie Aluminiumfolie, aber aus einem nachwachsenden Rohstoff besteht. Und wenn ja, um welchen Rohstoff es sich handelt. Manche Antworten finden sich vielleicht in Polymeren, doch manche liegen zweifellos noch näher.
Erfahren Sie mehr über aseptische Verpackungen und Technologie
Die Verpackungsbranche stellt ihre Produkte auf Papier um, wo immer dies möglich ist – von Verbrauchsgütern wie Waschmittel, Toilettenpapier und Shampoo bis hin zu technischen Produkten, Spielzeug und Luxusartikeln7. Karton ist seit mehreren Jahren das weltweit am häufigsten verwendete Material, doch sein Anteil steigt stetig weiter an7. Es wurden neue papierbasierte Lösungen entwickelt, Karton und Papier haben in vielen Produktkategorien Kunststoff ersetzt und in vielen Kunststoffverpackungen wird inzwischen in der einen oder anderen Form Karton verwendet.
Hersteller sehen die Möglichkeit, den Anteil nachwachsender Rohstoffe in ihren Verpackungen zu erhöhen und eine bessere Recyclingfähigkeit zu fördern. Vor allem aber zeugt die stärkere Papiernutzung von einem neuen Kurs in Richtung nachhaltig beschaffter nachwachsender Rohstoffe und einer kohlenstoffarmen Kreislaufwirtschaft. Dabei ist der E-Commerce ein entscheidender Faktor. Neue Geschäftsmodelle, die während der Pandemie aufblühten, etablieren sich weiterhin, insbesondere abonnementbasierte Bestellungen und sozialer E-Commerce. In unzähligen Produktkategorien wird die Papiernutzung durch den E-Commerce vorangetrieben, der auch der am schnellsten wachsende Vertriebskanal in der Kategorie der essbaren Lebensmittel ist8.
Es ist leicht ersichtlich, warum Kartonverpackungen besonders für den Bereich E-Commerce geeignet sind. Neben einem vorteilhaften Nachhaltigkeitsprofil ermöglichen sie eine schnellere und effizientere Kommissionierung und Verpackung7. Sie bieten eine gute Stabilität und Robustheit, die an mehreren Berührungspunkten erforderlich ist, und ihr geringes Gewicht trägt zur Senkung der Versandkosten bei7.
Unabhängig von der Produktkategorie steht ein höherer Papieranteil in erster Linie im Einklang mit dem Wandel, den wir von kohlenstoffreichen, fossilen Materialien hin zu kohlenstoffarmen, nachwachsenden Rohstoffen vollziehen müssen. Aus dieser Perspektive heraus bewegen sich die Verpackungshersteller nun in Richtung eines höheren Anteils an nachwachsenden Rohstoffen, indem sie auf papierbasierte Materialien umsteigen oder einfach den Papieranteil in ihren Verpackungslösungen erhöhen. Aber auch wenn Papier bei der Herstellung nachhaltiger Verpackungen eine immer wichtigere Rolle spielt, gibt es noch viel Raum für Verbesserungen.
Neben der verstärkten Nutzung nachwachsender Rohstoffe wie Papier müssen Wege gefunden werden, die Recyclingfähigkeit von aseptischen Kartonverpackungen zu verbessern. Wenn beispielsweise der Anteil an Kartonfasern in unseren Verpackungen erhöht werden könnte, würde dies die Papierausbeute für Papierfabriken erhöhen und nachgelagerten Bereichen einen höheren Mehrwert bieten. Darüber hinaus würde sich der Karton durch eine Vereinfachung der Struktur von Verpackungsmaterialien leichter recyceln lassen. Dies würde die Anforderungen an die Recyclinginfrastruktur reduzieren.
Die papierbasierte Barriere ist eine neue Materialinnovation, die eine Alternative zur Aluminiumschicht bietet. Durch einen vergleichbaren Schutz vor Licht und Sauerstoff soll die Möglichkeit der Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen bei aseptischen Getränkekartons maximiert werden. Die erste technologische Validierung der Barriere wurde mit dem Hersteller von Milchprodukten Lactogal in Portugal durchgeführt, wobei etwa 25 Millionen Tetra Brik® Aseptic 200 Slim Leaf Verpackungen zum Einsatz kamen. Für die Beschichtung der Verpackungsmaterialien wurden pflanzenbasierte Polymere verwendet. Dadurch erreichte der Anteil nachwachsender Rohstoffe in der Verpackung insgesamt 90 % und die CO2-Emissionen wurden um 33 % reduziert9.
Diese Ergebnisse gehen direkt auf die Umweltbedenken im Zusammenhang mit Kohlenstoffemissionen und dem Fehlen kreislaufwirtschaftlicher Praktiken ein. Die Verwendung der papierbasierten Barriere anstelle einer Aluminiumschicht verspricht jedoch weitere Vorteile in nachgelagerten Papierfabriken, wo eine hohe Papierausbeute ein effizientes Recycling fördert. Darüber hinaus wird durch die papierbasierte Barriere die Materialstruktur des Kartons von drei auf nur zwei Hauptmaterialien reduziert – Papier und Polymere. Auch dies bringt neue Möglichkeiten für Recyclinginfrastrukturen und deren Effizienz mit sich.
Einfach ausgedrückt kann eine papierbasierte Barriere eine Antwort auf die folgende Frage liefern: Wie können wir mehr nachwachsende Rohstoffe verwenden, um die Kohlenstoffbilanz zu verbessern und die Recyclingfähigkeit von aseptischen Kartonverpackungen zu optimieren?
Je deutlicher die Auswirkungen des Klimawandels werden, desto mehr achten Menschen auf umweltfreundliche Verpackungen. Die Verbraucherforschung10 zeigt uns, dass sich diese Wahrnehmung stetig weiterentwickelt:
Bei der Frage, welche Verbesserungen sie sich bei Getränkekartons wünschen, nannten die Verbraucher als erste Wahl eine Kartonverpackung, die ausschließlich aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird (21 %) und bei der alle Kunststoffteile durch pflanzenbasierte Produkte ersetzt werden (19 %). Dies steht im Zusammenhang mit ihrer Einstellung zum Recycling. 31 % geben an, dass sie Kartonverpackungen regelmäßiger recyceln würden, wenn diese vollständig aus Karton bestünden und keinen Kunststoff oder Aluminium enthielten. Wir sehen auch, dass sie eher Produkte in einer Verpackung kaufen würden, die sie als umweltverträglich empfinden. Dies würde für sie darüber hinaus auch einen höheren Preis rechtfertigen.
Fest steht, dass Verbraucher wissen, was sie wollen, und dass sie bereit sind, für ihre Überzeugungen Geld auszugeben. Vielleicht am aufschlussreichsten ist, dass Verbraucher laut einer Studie, die mehr als 14.500 Onlinebefragungen in 29 Ländern umfasst, Kartonverpackungen mittlerweile als die umweltverträglichste Verpackung für Getränke ansehen.
All dies hilft uns zu verstehen, wie die aseptische Kartonverpackungstechnologie weiterentwickelt werden muss. Wir beobachten, wie der zunehmende Einsatz von Papier und pflanzenbasierten Produkten uns dabei helfen kann, fossile Kunststoffe und Treibhausgasemissionen hinter uns zu lassen. Außerdem sind weitere Innovationen bei der Materialstruktur und -zusammensetzung erforderlich.
Papier ist Teil eines natürlichen Übergangs zu einer kohlenstoffarmen Kreislaufwirtschaft, in der Verpackungen, die vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen und aus nachhaltigen Quellen stammen, Hand in Hand mit hochentwickelten Recyclingsystemen arbeiten.
Bei Tetra Pak fördern wir seit über 70 Jahren die Entwicklung von Verpackungen aus Pappe und haben immer wieder gesehen, welche Möglichkeiten sie bieten, um Lebensmittel, Menschen und den Planeten zu schützen. Aus diesem Grund haben wir kontinuierlich in die Forschung und Entwicklung dieses lebenserhaltenden Materials investiert.
Doch auch wenn die Verwendung von Papier zum Schutz von Lebensmitteln in der Gesellschaft tief verwurzelt ist, liegt noch ein langer Weg vor uns. Heutzutage arbeiten wir enger denn je mit Kunden, Lieferanten und anderen Interessengruppen zusammen – und wir laden Sie ein, sich uns anzuschließen. Informieren Sie sich bei uns darüber, wie Sie an der Weiterentwicklung von nachwachsenden und recycelbaren aseptischen Lösungen mitwirken können.
Erfahren Sie mehr über Innovationen bei papierbasierten Barrieren
1 Der Begriff „Lebensmittelsysteme“ bezieht sich auf alle Elemente und Aktivitäten im Zusammenhang mit der Herstellung und dem Verzehr von Lebensmitteln sowie deren Auswirkungen, einschließlich wirtschaftlicher, gesundheitlicher und ökologischer Folgen. Siehe: Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) (2023). Lebensmittelsysteme.
https://www.oecd.org/food-systems
2 Abteilung für Wirtschaft und Soziales der Vereinten Nationen (2017). Die Weltbevölkerung wird im Jahr 2050 voraussichtlich 9,8 Milliarden und im Jahr 2100 11,2 Milliarden erreichen. https://www.un.org/en/desa/world-population-projected-reach-98-billion-2050-and-112-billion-2100
3 Die Frage des Zugangs zu Lebensmitteln, der Verfügbarkeit und der Widerstandsfähigkeit ist eine wichtige Dimension bei der Umgestaltung der globalen Lebensmittelsysteme und stellt einen der Schwerpunkte der Nachhaltigkeitsbemühungen bei Tetra Pak dar. Weitere Informationen finden Sie unter https://www.tetrapak.com/sustainability/focus-areas/food-access-availability-and-resilience
4 Tetra Pak® B2B-Forschung zu planetarischen Herausforderungen 2023
5 Tetra Pak® Nachhaltige Verpackungen – Studie 2023 mit mehr als 14.500 Onlinebefragungen in 29 Ländern
6 Quelle: ifeu 2020, „Comparative Life Cycle Assessment of Tetra Pak® carton packages and alternative packaging systems for beverages and liquid food on the European market“
Ifeu Vergleichende Lebenszyklusanalyse
7 Tetra Pak® Einblicke in den Trend Papiernutzung, 2023.
8 Quelle: Tetra Pak® Trendipedia Einzelhandelstrends 2023
9 Carbon Trust-verifizierte Tetra Pak Modellversion 9 des „Carton CO2 Calculator“ (gültig ab 01.01.2023). Geltungsbereich: Cradle-to-Grave-Messung eines Tetra Brik® Aseptic 200 Slim Leaf Kartons mit Polymeren auf pflanzlicher Basis in der Beschichtung und einer Barriere auf Papierbasis im Vergleich mit einer normalen Verpackung vom Typ Tetra Brik® Aseptic 200 Slim Leaf. Region: EU-Branchendaten.
Carbon Trust
10 Tetra Pak® Nachhaltige Verpackungen – Studie 2023 mit mehr als 14.500 Onlinebefragungen in 29 Ländern