Die Entwicklung einer autarken Milchwirtschaft in Panama fördern

Herausforderung/Hintergrund

Milch und Milchprodukte waren schon immer die Grundpfeiler der Lebensmittelsicherheit in Panama. Die jährliche Milchproduktion des Landes beträgt etwa 180 Millionen Liter. Dem steht eine Nachfrage in Höhe von 480 Millionen Litern pro Jahr gegenüber: Frischmilch, diverse nationale Milchprodukte und importierte Milchprodukte. Der Pro-Kopf-Verbrauch beträgt 120 Liter. Jedes Jahr werden etwa 1980 Tonnen Milchpulver importiert.

Milch wird je nach Qualität der Stufe A, B oder C zugeordnet. Stufe A weist die höchste, Stufe C die niedrigste bakteriologische Qualität und Zusammensetzungsgüte auf. Die Milchwirtschaft wird traditionell durch Zuschüsse gefördert. Das gilt insbesondere für Kleinbauern. Doch aufgrund der steigenden Inputkosten sowie ineffizienter Fertigung und Verwaltung haben Milchwirte Schwierigkeiten, ihr Einkommen zu erhöhen. Die lokale Milchproduktion befindet sich seit 1999 im Abwärtstrend. Die durchschnittliche Ausbeute ist mit 3,8 l pro Kuh und Tag gering. Im ganzen Land gibt es etwa 400 mittelgroße und kleine Betriebe.  

Die Initiative: Aufbau des Molkereizentrum-Modells

Der Tetra Pak Kunde und Milchverarbeiter Industrias Lácteas S.A. fördert mit Unterstützung von Tetra Pak und Tetra Laval Food for Development eine autarke Milchwirtschaft durch den Aufbau eines Molkereizentrum-Modells.

Das Molkereizentrum-Modell eröffnet Kleinbauern über einen engagierten Milchverarbeiter, der zu Investitionen in die Lieferkette bereit ist, den Zugang zu einem stabileren Markt. Die Milchwirte erhalten über das Molkereizentrum Zugang zu einem sicheren Absatzmarkt für ihre Milch. Außerdem profitieren sie von einem Schulungsangebot und Unterstützung bei der Umsatz- und Rentabilitätssteigerung ihres Betriebs. Schulungen und technische Unterstützung werden von einem Team aus Agrarberatern bereitgestellt – lokalen Fachleuten, die sich auf die Weitergabe von Wissen an die Gemeinschaft der Kleinbauern konzentrieren. Sie selbst werden theoretisch und praktisch durch Milchfachleute von Tetra Laval Food for Development geschult.

Der Wissenstransfer von diesen Fachleuten zu den Agrarberatern erfolgt nach dem Konzept „Train the Trainers“. Die Berater wiederum sind für die Schulung und Beratung der Betriebe zu Themen wie Hofmanagement, Futtermittel und Futtermittelzusätze, Saatgut für Futtermittel und Mais, Tiergesundheit und Tierarztleistungen zuständig.

Schulung von Milchwirten in Panama, Molkereizentrum-Projekt

Momentan sammelt INDUSTRIAS LÁCTEAS S.A etwa 110.000 Liter Rohmilch täglich bei etwa 230 Milchwirten. Die Projektpartnerschaft begann im April 2022 und wird über einen Zeitraum von 12 Monaten umgesetzt. In der ersten Phase sind 57 Referenzbetriebe beteiligt, die anderen Höfen als Beispiel für die möglichen Produktivitätssteigerungen dienen sollen. In Phase zwei führen die Referenzbetriebe Gruppenschulungen für den Rest der 173 teilnehmenden Höfe durch und geben das nötige Wissen weiter, damit auch diese das Volumen und die Qualität ihrer Milchproduktion steigern können. Mit der Ausweitung des Projekts werden dann weitere Betriebe geschult.

Die Ziele:

  • 10 % Steigerung der Sammelmenge an Rohmilch
  • Mindestens 20 % höhere Milchproduktion pro Hof
  • Mindestens 20 % höheres Einkommen aus Milchverkäufen pro Milchwirt
  • Steigerung der Milchqualität, sodass 30 % der Kleinbauern Stufe A (höchste Qualität) erreichen

Nutzen/Resultate: Mehr gesammelte Milch und höheres durchschnittliches Bruttoeinkommen der Kleinbauern

Bereits in den ersten Projektmonaten im Jahr 2022 wurden Verbesserungen erzielt: Die Milchsammlung stieg um 8,5 %, von 106.000 auf 115.000 Liter pro Tag. Die Referenzbetriebe erhöhten zudem die Milchausbeute pro Hof um 4,4 % und das durchschnittliche Bruttoeinkommen der Kleinbauern wuchs um 4,2 % gegenüber dem Referenzwert vor Einführung des Molkereizentrum-Modells.

„Wir haben die Empfehlungen des Beratungsteams von Estrella Azul zur Verbesserung des Managements befolgt, um die Produktion effizienter zu gestalten. Sie betrafen unter anderem die Bereiche Aktenführung, Betreuung von peripartalen Kühen sowie Kälbern bei der Geburt, Herdengesundheit, Ernährung und mehr. Sie alle haben sich hervorragend auf das Management von Produktivität und Reproduktivität ausgewirkt.

Ich bin Estrella Azul und seinen Partnern sehr dankbar für ihr Interesse und ihren Beitrag zur stetigen Förderung der Milchwirte im Molkereizentrum-Projekt. Ich möchte mich für all das Wissen bedanken, dass die Fachleute von Food for Development mit uns geteilt haben – bei technischen Besuchen, in Gesprächen und im Erfahrungsaustausch mit den Landwirten. Auf dieser Grundlage konnten wir die Produktion stabilisieren. Es gibt noch viel Verbesserungspotenzial. Im nächsten Schritt möchten wir dafür sorgen, dass allen Tieren rund um die Uhr Wasser zur Verfügung steht. Außerdem wollen wir die durchschnittlichen Milchproduktionskosten berechnen“, sagt Faustino Gonzalez, Milchwirt, Estrella Azul.

Blick in die Zukunft

Eine effiziente Sammlung von hochwertiger Milch, Sammelinfrastruktur mit Kühltanks, Anlagen zur Überwachung der Milchqualität, Milch-Lkw und Milchtanks sowie Sammelanlagen für Milch gibt es bereits. Nach 12 Monaten intensiver Schulungen und Wissensvermittlung hat das Agrarteam eine solide Grundlage geschaffen und kann die Kleinbauern beraten. Die Referenzbetriebe wurden darauf vorbereitet, weitere Milchwirte in Gruppenschulungen auszubilden, bewährte Verfahren vorzuführen und zu zeigen, wie sich die Effizienz bei der Milchproduktion optimieren lässt. Die Vermittlung von Best Practices ist dabei eine Daueraufgabe.

Milchkannen säubern