Einwegkunststoff ist ein Problem – und das schon seit vielen Jahren. Während das Material selbst ein wichtiger und unverzichtbarer Bestandteil unseres Lebens ist – nicht zuletzt, wenn es darum geht, die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten und Lebensmittelabfälle zu reduzieren – kann die Art und Weise, wie es in vielen Fällen produziert, verwendet und entsorgt wird, unserer Umwelt schaden. Die EU erklärte: „Die Millionen Tonnen Plastikmüll, die jedes Jahr in den Ozeanen landen, sind eines der sichtbarsten und alarmierendsten Anzeichen für diese Probleme, die in der Öffentlichkeit zunehmend Besorgnis hervorrufen.“1
Diese Problematik führte zur Formulierung der EU-Kunststoffstrategie im Rahmen der umfassenderen „Europäische Strategie für Kunststoffe in der Kreislaufwirtschaft“, die darauf abzielt, „die zehn Einwegkunststoffe, die am häufigsten an Europas Stränden zu finden sind, zu bekämpfen und nachhaltige Alternativen zu fördern.“2 Für verschiedene Produkte wurden unterschiedliche Maßnahmen vorgeschrieben, darunter ein völliges Verbot bestimmter Produkte und Anforderungen an das Verpackungsdesign, wie z. B. verbundene Verschlüsse für Getränkeverpackungen.
Die Richtlinie für Einwegkunststoffe wurde im Juni 2019 im EU-Amtsblatt veröffentlicht und legt eine Frist bis zum 3. Juli 2024 fest, bis zu der bestimmte Getränkebehälter mit einem fest verbundenen Deckel versehen sein mussten. Im Oktober 2019 begann das europäische Normungsgremium (CEN) mit der Entwicklung von Normen für verbundene Verschlüsse und Deckel. 2021 veröffentlichte die Europäische Kommission Leitlinien für alle Einwegkunststoff-Produkte, einschließlich der entsprechenden Definitionen.
Wir begannen umgehend mit der Entwicklung einer Reihe von konformen Lösungen und tätigten dabei erhebliche Investitionen – allein 2021 erhielt unser Werk in Châteaubriant in Frankreich 100 Millionen Euro, um die Produktion von verbundenen Verschlüssen zu beschleunigen. Das Ergebnis war eine einzigartige Errungenschaft: 2022 brachten wir in Zusammenarbeit mit führenden Getränkemarken die weltweit ersten verbundenen Verschlüsse für Kartonverpackungen auf den Markt. Und diese Verschlüsse wurden entwickelt, um mehr zu leisten, als nur die neuen Vorschriften zu erfüllen.
Julia Luscher, Vice President Marketing Tetra Pak.
Insgesamt wurden bis heute über 300 Millionen Euro in die Entwicklung und Einführung unserer verbundenen Verschlüsse investiert. Seit 2021 wurden acht verschiedene Lösungen entwickelt, und im Jahr 2023 wurden über 6 Milliarden verbundene Verschlüsse an unsere Kunden verkauft. Bis zum Ende des Jahres konnten wir 73 % der gesamten installierten Basis in Europa vor der gesetzlichen Verpflichtung umstellen. Bis März 2024 waren es 80 %, wobei mehr als 170 Kunden sie bei mehr als einer halben Milliarde Verbrauchern einsetzten. Bis Juni 2024 konnten wir über 12 Milliarden Verschlüsse ausliefern.
Der Zweck von verbundenen Verschlüssen besteht natürlich darin, die Vermüllung zu verhindern, da der Verschluss nun an der Verpackung befestigt bleibt. Es gibt aber auch zahlreiche andere positive Aspekte für Erzeuger und Verbraucher. Die Kohlenstoffbilanz eines Verschlusses kann durch die Umstellung auf eine pflanzliche Option – Polymere aus verantwortungsvoll angebautem Zuckerrohr – reduziert werden, da das Material aus nachwachsenden Quellen stammt, die erneuerbar sind und dabei CO2 aus der Atmosphäre absorbieren. Außerdem zeichnet sich ein Großteil unseres Portfolios an verbundenen Verschlüssen durch einen reduzierten Kunststoffanteil aus – je nach Lösung liegt die Reduzierung des Kunststoffanteils zwischen 7 % und 55 %.
Riccardo Vellani, Product Director for Additional Materials bei Tetra Pak
Was genau ist also mit den Anforderungen der Richtlinie für Einwegkunststoffe verbunden? Im Allgemeinen gelten die Anforderungen für verbundene Verschlüsse nicht für flüssige Lebensmittel, die nicht als Getränke gelten, wie z. B. Suppen, Fruchtpürees oder Joghurts. Das hängt mit der Tatsache zusammen, dass diese Produkte entweder vor dem Verzehr zubereitet werden müssen oder nicht getrunken werden.
Beispiele hierfür könnten eine Tetra Brik® Aseptic 2000 Slim HeliCap™ 27 mit Suppe, eine Tetra Prisma® Aseptic 1000 Square HeliCap™ 27 für Gazpacho und eine Tetra Gemina® Aseptic 1000 Square HeliCap™ 27 für Tomatenpassata sein – keine dieser Verpackungen fällt unter die Richtlinie für Einwegkunststoffe.
Die Richtlinie ist nun in allen EU-Mitgliedstaaten in Kraft. Wie geht es weiter? Auch in anderen Regionen außerhalb der EU besteht Potenzial für verbundene Verschlüsse. Wir werden weiterhin eng mit unseren Kunden auf der ganzen Welt zusammenarbeiten, damit wir auf neue Vorschriften oder Initiativen vorbereitet sind. Der unternehmerische Fokus auf den Aspekt Umweltbelastung scheint einen Wendepunkt erreicht zu haben – auf die Frage, wie Verpackungs- und Verarbeitungslieferanten einen Beitrag leisten können, nannten 65 % der Unternehmen der Lebensmittel- und Getränkeindustrie die Bedeutung neuer Produktentwicklungen3 und bestätigten damit die entscheidende Rolle, die Innovationen in unserem globalen Kampf gegen den Klimawandel spielen.
Auch Verbraucher erkennen allmählich, wie sie eine Rolle spielen können – weltweit sind 78 % der Befragten besorgt über Plastikmüll und seine Auswirkungen auf die Umwelt4 und ergreifen Maßnahmen, um Müll zu vermeiden. Wir werden unsere Lösungen auf der Grundlage von vier Hauptbereichen weiterentwickeln, die darauf abzielen, die Verwendung nachwachsender Rohstoffe zu ermöglichen, den Wert von recycelten Materialien zu maximieren, wilden Müll zu minimieren und sicherzustellen, dass die Verpackung der Zukunft für das Recycling konzipiert ist. Verbundene Verschlüsse sind der neue Standard, aber wir stehen erst am Anfang.
Hinweise
1 https://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/?qid=1516265440535&uri=COM:2018:28:FIN
2 https://environment.ec.europa.eu/topics/plastics/single-use-plastics_en
3 Die B2B-Forschung von Tetra Pak zu den globalen Herausforderungen und ihren Auswirkungen auf die Betriebsabläufe von Lebensmittel- und Getränkeherstellern wurde 2023 durchgeführt. Dabei kam eine kombinierte Methodik aus quantitativen Befragungen und qualitativen Fachgesprächen zum Einsatz. Für den qualitativen Teil wurden etwa 20 Interviews mit bei Tetra Pak angestellten Fachleuten und weitere 12 Gespräche mit Lebensmittel- und Getränkeherstellern in allen Projektregionen durchgeführt. Für den quantitativen Teil wurden 346 Befragungen in 19 Märkten vorgenommen (Italien, Polen, Spanien, Frankreich, Deutschland, Vereinigtes Königreich, Australien, Indien, Südafrika, Mexiko, Argentinien, Brasilien, China, Vietnam, USA, Südkorea, Südarabien, Türkei, Japan).
4 Die aktuelle Verbraucherbefragung von Tetra Pak zu nachhaltigen Verpackungen wurde 2023 unter 14.500 Verbrauchern in 29 Märkten per Online-Fragebogen durchgeführt: (Deutschland, Frankreich, Vereinigtes Königreich, Italien, Belgien, Dänemark, Niederlande, Polen, Portugal, Rumänien, Spanien, Schweden, Saudi-Arabien, Türkei, Südafrika, Ägypten, China, Indien, Japan, Australien, Indonesien, Philippinen, Südkorea, Vietnam, Brasilien, USA, Mexiko, Kolumbien, Argentinien).